Fachartikel von Brandschutzexpertin Nina Mutschlechner BA, MA, BSc
Graues kaltes Novemberwetter und hohe Gaspreise – viele dieses Jahr neu installierte Holzöfen werden jetzt zum ersten Mal so richtig in Gebrauch genommen und vielleicht ist auch der eine oder andere Besitzer eines alten offenen Kamins auf die Idee gekommen, diesen nun wieder häufiger zu verwenden und nicht nur zu vereinzelten Anlässen anzuheizen.
Vorsichtsmaßnahmen
So behaglich ein prasselnder Kamin auch sein mag, muss man sich aber auch in Erinnerung rufen, dass man sich damit das Feuer wieder unmittelbar in den Wohnbereich holt und daher gewisse Vorsichtsmaßnahmen unumgänglich sind!
- Nur fachgerecht angeschlossene und gewartete Holzöfen verwenden und die Bedienungsanleitung des Herstellers befolgen
- Schutzbereich rundum von leicht brennbarem Material freihalten (Dekorationen, Möbel, aber auch beispielsweise Anzündhilfen)
- Richtig anheizen und Holz nachlegen
- Nur trockenes unbehandeltes Holz verheizen
- Offenes Feuer oder Glut niemals unbeaufsichtigt lassen
- Asche und Glut nur in geeigneten Behältern entsorgen
- Geeignetes Kaminbesteck und Schutzhandschuhe verwenden
- Rauchmelder in Schlafzimmern, Kinderzimmern etc. montieren
- Sich mit der Bedienung eines Feuerlöschers vertraut machen (Im Idealfall einen Feuerlöscher in der Wohnung griffbereit halten, oder sich zumindest vergewissern, wo der nächste Feuerlöscher am Gang hängt.)
Schritt-für-Schritt-Anleitung
Mit unserer Schritt-für-Schritt-Anleitung heizen Sie effizienter und halten gleichzeitig das Brandrisiko gering:
Schritt 1: Die richtige Vorbereitung
Es sollte selbstverständlich sein, dass – unabhängig davon, welche Art von Kamin Sie in einem Innenraum anheizen wollen – dieser technisch in Ordnung sein muss, der Rauchfang regelmäßig gekehrt wurde und die Aufstellung inklusive aller Anschlüsse gemäß den Herstellervorgaben und den geltenden Richtlinien erfolgt ist. Wenn Sie unsicher sind, ob das der Fall ist, lassen Sie den Ofen und Kamin von einem Fachbetrieb überprüfen.
Lesen Sie vor der ersten Inbetriebnahme bzw. wenn Sie den Kamin eventuell länger nicht verwendet haben, die Bedienungsanleitung.
Rufen Sie sich sicherheitshalber auch noch einmal die Notrufnummern (122 Feuerwehr, 112 Euronotruf) in Erinnerung und vergewissern Sie sich, dass auch alle anderen Personen in Ihrem Haushalt wissen, wie man einen Notruf absetzt und wo die Fluchtwege sowie Notausgänge aus dem Haus sind. Sie sollten außerdem wissen, wo der nächste Feuerlöscher ist und wie man diesen verwendet. Wenn Sie dabei unsicher sind, empfiehlt es sich eine Löschübung zu besuchen, wo man den Umgang mit verschiedenen Feuerlöschern stressfrei ausprobieren kann.
Beim Kamin griffbereit sollten Sie eine Handschaufel aus Metall, einen Schürhaken und/ oder eine Kaminzange und geeignete Handschuhe bereitlegen. Praktisch sind spezielle Kaminhandschuhe aus Leder mit langen Stulpen, die gut vor Verbrennungen schützen und gleichzeitig die Ärmel vor Verschmutzungen durch Ruß schützen.
Kurz bevor es tatsächlich ans Anheizen geht, empfiehlt es sich den Raum zu lüften und gegebenenfalls laufende Absaugungen, wie etwa die Dunstabzugshaube in der Küche, auszuschalten.
Falls sich noch Asche vom letzten Heizen im Brennraum befindet, sollten Sie den Ascherost reinigen, damit genügend Luft von unten an das Holz gelangen kann und den Aschebehälter des Ofens leeren, falls dies vom Füllstand her nötig ist.
Schritt 2: Das Anheizen
Legen Sie sich einige Stücke Anzündholz und ein oder zwei Anzündhilfen, ein Feuerzeug oder Zünder und zwei bis drei dünnere Stücke von Ihrem trockenen Kaminholz bereit.
Ihr Kaminofen braucht einen guten Luftzug beim Anzünden, da Sauerstoff für jeden Verbrennungsvorgang wesentlich ist und durch die ausreichende Zuluft ein schneller Abtransport der Verbrennungsgase aus dem Brennraum durch den Rauchfang ermöglicht wird. Zum Anheizen daher den oder die Luftregler (je nach Ofentyp können es einer oder mehrere sein) komplett öffnen. Falls das Ofenrohr über eine innenliegende Klappe verfügt, diese auf vollen Durchzug stellen.
Nun schlichten Sie das Anzündholz so in den Brennraum, dass die Luft das Brennmaterial gut durchströmen kann, platzieren einen Anzünder am unteren Ende des Stapels und entzünden ihn mit dem Feuerzeug oder Zündholz. Die Feuerraumtür sollten Sie jetzt fürs erste nur angelehnt lassen, und erst wenn sich genügend Zug gebildet hat, schließen. Brandschutztipp: Bleiben Sie in dieser Phase auf jeden Fall unmittelbar vor dem Ofen, damit Sie sehen, falls im Inneren etwas ins Rutschen kommt und herauszufallen droht. Zu diesem Zweck haben Sie die Metallschaufel, den Schürhaken und die Handschuhe parat: so können Sie notfalls kleine Glutstückchen sofort wieder in den Brennraum bugsieren.
Sobald das Anzündholz anfängt zu brennen, verstärkt die Wärme in der Brennkammer den Kamineffekt: die heiße Luft steigt auf und durch den entstehenden Unterdruck wird Luft aus dem Raum in den Ofen gesogen und somit der Verbrennung frischer Sauerstoff zugeführt. Das Kohlendioxid entweicht mit der heißen Luft nach oben durch den Rauchfang.
Beim Anzündholz lässt sich die erste Glutbildung beobachten und es wird Zeit das eigentliche Kaminholz nachzulegen. Dünnere Stücke brennen leichter an als dicke, große Holzscheite. Verwenden Sie beim Auflegen der Holzstücke sicherheitshalber die Handschuhe und platzieren Sie die Holzscheite vorsichtig auf dem Anzündholz, sodass weiter ein guter Luftzug möglich ist. Andernfalls könnten Sie mit dem ersten größeren Holzstück die Flammen ersticken.
Der Kamin sollte mittlerweile einen ausreichenden Luftzug entwickelt haben, sodass Sie die Türe schließen können. Beobachten Sie weiter, wie sich das Feuer im Brennraum entwickelt. Sobald sichtbar ist, dass das eigentliche Brennholz von den Flammen erfasst wurde, können Sie die Luftzufuhr etwas drosseln.
Gerade, wenn Sie den Ofen erst frisch angeheizt haben, ist es besonders wichtig, den Zeitpunkt zum Nachlegen nicht zu verpassen. Ansonsten müssen Sie den Anheizvorgang nochmals wiederholen und brauchen nochmals frisches Anzündholz. Werfen Sie also anfangs in kurzen Abständen einen Blick zum Ofen. Sobald Sie sehen, dass das Brennholz durchgehend glüht, ist der richtige Zeitpunkt zum Nachlegen gekommen.
Schritt 3: Effektives Heizen und sicheres Nachlegen
Die folgenden zwei Gefährdungen gilt es beim Nachlegen zu vermeiden: Glutstückchen oder brennendes Material aus dem Ofen, die Dinge im Wohnraum entzünden könnten und stinkenden Qualm bzw. giftigen Brandrauch, der aus dem Ofen zurückgedrückt werden könnte.
Beim Nachlegen sollten Sie die Ofentüre daher niemals plötzlich ganz öffnen. Wenn die Luftzufuhr bereits heruntergeregelt ist, würde dabei nämlich ein gefährlicher Unterdruck entstehen und die Rauchgase könnten nicht mehr ordnungsgemäß über den Rauchfang abgeleitet werden, sondern würden in den Raum entweichen.
Doch wie vermeiden Sie, dass beim Nachlegen von Holz der Wohnraum verqualmt wird? Bevor Sie die Ofentüre öffnen, sollten Sie die Luftzufuhr auf Maximum stellen. So wird die Verbrennung angekurbelt. Dies ist sowohl an den Flammen sichtbar als auch hörbar. Öffnen Sie anschließend die Tür nur einen Spalt breit, sodass ein Luftzug in das Innere der Brennkammer entsteht. An Tagen, an denen es draußen stürmt und wenn Ihr Rauchfang nicht durch einen speziellen Aufsatz davor geschützt ist, kann es dennoch manchmal passieren, dass Seiten- und Fallwinde dafür sorgen, dass der Rauch wieder nach unten – und somit bei der Ofentür hinaus wieder in den Wohnraum gedrückt wird.
Damit der Rauch auch bei schwierigen Wetterlagen ungehindert abziehen kann, sollten Sie beim Heizen unbedingt die Druckverhältnisse im Raum berücksichtigen. Ist der Kaminzug aufgrund eines Unterdrucks nicht mehr ausreichend, wird der Rauch regelrecht in Ihre Wohnung gezogen, was nicht nur unangenehm riecht, sondern im schlimmsten Fall zu einer Kohlenmonoxidvergiftung führen kann. Diesem Problem gehen Sie aus dem Weg, indem Sie für einen Überdruck sorgen. Hierfür gibt es einen bewährten Trick: Öffnen Sie ein Fenster auf der Sturmseite Ihres Hauses. Die hereindrückenden Winde lassen einen Überdruck entstehen. Wenn hingegen ein Fenster auf der windabgewandten Seite gekippt ist, bildet sich im Raum ein Unterdruck.
Um also zu vermeiden, dass man beim Nachlegen die gesundheitsgefährlichen Rauchgase (darunter zum Beispiel auch Kohlenmonoxid) einatmet, sollte man also zuerst die Schieber für die Luftzufuhr öffnen, bis die Flammen im Brennraum sichtbar größer werden und erst einige Sekunden danach vorsichtig und langsam die Türe öffnen, d.h. zuerst nur einen kleinen Spalt und erst wenn das Luftverhältnis wieder einigermaßen ausgeglichen ist, kann die Ofentüre ganz geöffnet werden. So sollte es zu keinem heftigen Aufflammen und zu keiner übermäßigen Rauchbildung kommen.
Um sich beim Nachlegen nicht zu verbrennen, macht es wiederum Sinn Schutzhandschuhe anzuziehen, die auch weit den Unterarm hinaufreichen. Dann kann man ganz ohne Stress das Holz ordentlich auf dem Glutbett platzieren, sodass es beim Abbrennen nicht so zu liegen kommt, dass einem beim nächsten Öffnen der Ofentüre die Glut gleich entgegenpurzelt.
Aber wie viel Holz sollte man nachlegen? Meistens sind zwei Holzscheite mehr als ausreichend. Für einen effektiven Betrieb ist es nämlich wichtig nicht zu viel Holz nachzulegen. Bei einer Überladung des Ofens bildet sich nämlich zu viel Hitze und dadurch kann keine optimale Verbrennung stattfinden. Außerdem kann es dazu führen, dass die Verschleißteile am Ofen schneller abgenutzt werden, als normal üblich und ein Sicherheitsrisiko darstellen.
Wie findet man also die richtige Menge heraus? Wenn man einen Holzofen vom Fachmann installieren oder sanieren lässt, gibt es oft eine Einschulung dazu, bei der man sich die wichtigsten Dinge auch nochmals notieren kann. Andernfalls kann man sich über die maximale Heizleistung des Kamins (zu finden am Typenschild, angegeben in Kilowatt) in Kombination mit dem Heizwert des verwendeten Brennstoffs ausrechnen, welche Menge man maximal nachlegen sollte. Öfen, die nur zum Beheizen eines einzelnen Raumes gedacht sind, haben beispielsweise etwa zwischen 3 kW und 12 kW Leistung. Ein Kilogramm Buchenholz mit einer Restfeuchte von 15% hat einen durchschnittlichen Heizwert von 4,2 kW. Dividiert man die Leistung des Ofens, durch den Heizwert des Brennholzes, dann erhält man einen Richtwert, wie viel Kilo Holz man nachlegen kann.
Maximale Heizleistung in Kilowatt Holzmenge in Kilogramm
3 - 0,7
4 - 0,95
5 - 1,19
6 - 1,42
7 - 1,67
8 - 1,9
9 - 2,14
10 - 2,38
11 - 2,62
12 - 2,86
Bei den weit verbreiteten üblichen Schwedenöfen legt man also etwa zwei Scheite Holz auf die Glut und schlichtet nicht etwa den ganzen Brennraum bis oben hin voll!
Schließen Sie die Tür nach dem Nachlegen möglichst bald. Sobald das neue Holz angebrannt ist und wieder Flammen zu sehen sind, reduzieren Sie die Luftzufuhr etwas. Sind die hellen Flammen verschwunden und ist das Feuer wieder zu Glut geworden, können Sie die Primärluft wieder ganz schließen, damit die Wärme nicht durch den Schlot entweicht.
Sicherheitstipp: Besonders praktisch ist es natürlich, wenn die ausreichend getrockneten Holzscheite gleich griffbereit beim Kamin lagern. Häufig kommen dazu Holzkörbe zum Einsatz. Dies ist allerdings nicht ganz ungefährlich: Wenn Funken oder kleine Glutstücke aus dem Ofen fallen und unbemerkt in den Holzkorb geraten, kann sich ein Zimmerbrand entwickeln. Lagern Sie daher das Brennholz in einem sicheren Abstand und legen Sie vor dem Nachlegen immer nur die gerade benötigte Menge griffbereit zum Ofen.
Grundsätzlicher Hinweis: Verheizen Sie immer nur trockenes, unbehandeltes Holz! Bei einer Restfeuchte von über 20% sollten Sie das Holz noch weiter trocknen lassen, bevor Sie es verheizen. Zwar brennt auch nasses Holz irgendwann, aber bis es so weit ist, geht eine Menge an Energie ungenutzt verloren. Denn bevor die Holzgase austreten und verbrannt werden können, muss erst einmal der Wasserdampf entweichen. Dies dauert bei feuchtem Holz natürlich viel länger als bei Trockenem. Das Problem ist aber nicht nur der Zeit- und Energieverlust, sondern auch die erhöhten Emissionen, da nasses Holz deutlich mehr schädliche Rauchgase bei der Verbrennung entwickelt und so auch für Sie und alle Personen in Ihrer Umgebung eine Gesundheitsgefahr darstellt. Dies gilt auch für Holzstücke, die lackiert sind oder mit Lösungsmitteln, Klebstoffen, Beschichtungen und ähnlichem belastet sind. Wenn ungeeignetes Heizmaterial verbrannt wird, können sich besonders gesundheits- und umweltgefährdende Stoffe bilden, daher ist dies auch verboten. Halten Sie sich daher der Umwelt, Ihrer Gesundheit und der Sicherheit zuliebe an die Vorschriften und die hier genannten Tipps, damit Sie die wohlige Wärme eines Kaminofens genießen können!
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