Crowd Management – Kein Platz für „Learning by Doing!“
Crowd Management wird vorwiegend mit Großveranstaltungen in Verbindung gebracht. Aber die Notwendigkeit von systematischer Planung für, und die Lenkung von, geordneten Bewegungen und Ansammlungen von Menschen (so die Definition für Crowd Management nach John F. Fruin) alleinig an der Veranstaltungsgröße festzumachen, greift zu kurz. Auch kleinere Veranstaltungen können herausfordernd sein.
Was sich im ersten Moment nach einer einfach zu bewerkstelligen Aufgabe anhört ist bei näherer Betrachtung ein komplexes Themengebiet und als eigenständiger Fachbereich zu betrachten. Zumal es in letzter Instanz um die Sicherheit von Menschen geht und hierbei kein Platz für „Learning by Doing“ sein darf. Und auch die eigene Sicherheit darf nicht vergessen werden. Es bestehen verschiedene gesetzliche und normative Vorgaben, um rechtskonform zu arbeiten und das eigene Haftungsrisiko bestmöglich zu reduzieren.
Fokus liegt in der Prävention
Der Fokus von Crowd Management liegt in der Prävention von gefährlichen Personendichten, in der Aufrechterhaltung gut funktionierender Verkehrs- und Fluchtwege, der Vorbereitung auf Unerwartetes, dem reibungslosen Ablauf der Veranstaltung und in letzter Konsequenz: einem glücklichen und zufriedenen Gast.
In den typischen Crowd Management Betrachtungen wird der/die Veranstaltungsbesucher:in mit seinen bzw. ihren Bedürfnissen, Erwartungen und Zielen in den Mittelpunkt gestellt. Es wird versucht, die zu erwartenden Parameter in Einklang mit der räumlichen und zeitlichen Veranstaltungsplanung zu bringen.
Kennen Sie Ihre Besucher:innen?
Wer für Menschen plant muss sich zuvor mit diesen beschäftigen. Warum kommen Besucher:innen zu der Veranstaltung? Welche Ziele verfolgen diese mit dem Besuch der Veranstaltung? Wie kann die Zielerreichung unterstützt werden (= glückliche Besucher:innen)? Können durch die Zielerreichung (oder dem Versuch), Gefährdungen für andere Personen entstehen?
All diese Parameter nehmen Einfluss auf die Ausgestaltung der Flächen, den personellen Ressourcen, die zu nutzenden Kommunikationsmittel, die Kommunikationsorte, usw.
Verschiedene Nutzungsarten der Veranstaltungsflächen beachten
Eine adäquate Planung der Veranstaltungsflächen ist für das Wohlbefinden und die Sicherheit der Veranstaltungsgäste wichtig. Veranstaltungsgäste nutzen die zur Verfügung stehenden Flächen in unterschiedlichsten Formen. Für die verschiedenen Nutzungsarten bedarf es unterschiedliche Vorkehrungen.
Achtung:
Nicht jede Veranstaltung passt in jede Veranstaltungsstätte - auch wenn der Bescheid der Veranstaltungsstätte eine ausreichend hohe Besucher:innenanzahl angibt! Der Veranstaltungsstättenbescheid ist keine Garantie für eine sichere Veranstaltung.
Erfolg durch gute Kommunikation
Ergeben sich z.B. Gefährdungen durch zu erwartendes Publikumsverhalten, so kann bereits im Vorfeld mit guter Kommunikation (und Management - siehe nächster Punkt) gegengesteuert werden.
Veranstaltungen sind soziale Gebilde und können wesentlich durch Information und Kommunikation beeinflusst werden (positiv wie negativ). Eine gute Kommunikation mit Veranstaltungsbesucher:innen vor, während und nach der Veranstaltung ist ein wesentlicher Aspekt von gutem Crowd Management.
Bezüglich guter Kommunikation während der Veranstaltung: Es sollte bereits im Vorfeld klar sein, wo sich Problemstellen ergeben könnten, da Kommunikation nicht "einfach so" geschieht. Es müssen die organisatorischen, technischen und personellen Ressourcen am richtigen Ort zur richtigen Zeit bereitgestellt werden (siehe Management).
Wissen reicht nicht - Prozesse definieren, Ressourcen feststellen
Es reicht nicht, "nur" zu wissen, wo & wann sich Probleme bei Veranstaltungen ergeben können.
Crowd Management beinhaltet auch Feststellung der benötigten Prozesse und Ressourcen (Personal, Technik). Wo werden Lautsprechersysteme benötigt? Wer bedient diese? Wie können Personen, die diese bedienen, im Ereignisfall kontaktiert werden? Selbiges gilt natürlich auch für LED-Wände, die für Einspielungen überaus hilfreich sein können (vor allem, wenn man das laufende Programm nicht durch eine "Durchsage" unterbrechen möchte).
Zusammenfassung
Crowd Management ist ein vielseitiges und anspruchsvolles Fachgebiet. Die Gestaltung der Veranstaltungsflächen, Abstimmung der Wege & Flächen mit dem Veranstaltungsprogramm & der Besucher:innendynamik, Berücksichtigen von zu erwartenden Verhalten, Aufbau- und Ablauforganisation der Veranstaltungsorganisation, etc.
Crowd Management verfolgt hierbei einen präventiven Ansatz - es wird versucht, Probleme erst gar nicht entstehen zu lassen und ist somit Teil des Risikomanagements einer Veranstaltung.
Über den Autor
Martin Bardy MA, BEd, BA, MBA ist Geschäftsführer von siflux - Event Safety Management. Er arbeitet tagtäglich für die Sicherheit bei Veranstaltungen. Seine Spezialgebiete sind das Verfassen von Sicherheitskonzepte, Räumungskonzepte, Notfallpläne, Crowd Management Pläne und Arbeitnehmer:innenschutz (gemäß ASchG) für Veranstaltungen.
Er ist Gewinner des Austrian Event Award 2020, 2021 und 2022 in der Kategorie „Beste Eventsicherheit“.
Er betreut Veranstaltungen in der Größenordnung von 150 bis 200.000 Personen in den unterschiedlichsten Bereichen (Musikfestivals, Brauchtumsveranstaltungen, Firmenveranstaltungen, Kongresse, Sportveranstaltungen, etc.).
Er ist externer Lektor an Fachhochschulen und Universitäten zu den Themen "Sicherheit bei Veranstaltungen", „Risikomanagement für Veranstaltungen“ und "Crowd Management".
Martin Bardy studierte Crowd Safety Management an der Buckinghamshire University in der Nähe von London. Er graduierte mit der höchsten Auszeichnung "First-class honours" als Jahrgangsbester. Weitere Studien ("Sport- und Eventmanagement", "Wirtschafts- und Organisationspsychologie") runden sein Profil ab.
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